Susanne Brudermüller - Interkultureller Dialog

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Oktoberfest in Qingdao? Statt Hendl gibt’s Meeresfrüchte …

08.10.2013

Gerade ist in München das Oktoberfest zu Ende gegangen. Nicht so in Qingdao. Dort scheint immer „Wiesn“ zu sein, auch wenn das eigentliche Qingdaoer Bierfest, das dem Oktoberfest nachempfunden ist, jährlich im August stattfindet.

Schon lange wollte ich 青岛Qīngdǎo, die sog. Grüne Insel, die ehemals deutsche Kolonie Tsingtao am Gelben Meer, besuchen. Die im letzten Jahr neu eingerichtete Flugverbindung der Lufthansa Frankfurt-Qingdao-Frankfurt ließ meinen Traum Wirklichkeit werden. Natürlich bietet Qingdao weit mehr als nur Bier, aber dafür ist es eben weltweit berühmt.

Dass die Chinesen gern Bier trinken habe ich in China immer wieder festgestellt. Lokale Biere werden in den Restaurants angeboten. Das berühmte Tsingtao-Bier青岛啤酒Qīngdǎo píjiǔ ist immer dabei. Sogar hier in Deutschland bekommt man es in China-Restaurants und in größeren Getränkemärkten.

Wir starteten zu Fuß in Richtung Tsingtao-Brauerei und in das daran anschließende Viertel mit zahlreichen Bierkneipen. Den Namen der Hauptstraße hatte ich mir vorsichtshalber aufgeschrieben, um am Abend einem Taxifahrer das genaue Ziel nennen zu können. Doch das hatte ich mir zu einfach vorgestellt. Der Taxifahrer kannte diese Straße nicht und nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass „Bierstraße“ 啤酒街 pjiǔljiě das Zauberwort war. In dieser Straße, direkt vor der Tsingtao-Brauerei, geht es fast so zu wie auf dem Oktoberfest: Viele, viele Menschen, man sitzt vor Bierkneipen im Freien, kann verschiedene Biersorten probieren, vor allem frisches Fassbier.

Das Bier wird in einem Glaskrug serviert, der ein bis zwei Liter fasst. Da fällt die Entscheidung nicht ganz leicht: 黄啤酒huáng píjiǔ gelbes Bier, 绿啤酒 lǜ píjiǔ grünes Bier oder gar 黑啤酒 hēi píjiǔ schwarzes Bier. „Gelbes Bier“ schien uns am vertrautesten und damit behielten wir Recht. „Grünes Bier“ und „schwarzes Bier“ sind wohl eingefärbt. Diese und weitere Sorten werde ich probieren, wenn ich das nächste Mal in Qingdao bin. Schweinshaxe und Knödel gibt`s in Qingdao nicht zum Bier, sondern Fisch und Meeresfrüchte, die man sich in den Aquarien der Bierkneipen aussucht und dann frisch zubereitet werden.

Kaum standen Bier und Essen auf dem Tisch, prosteten uns die Chinesen fleißig zu. In Qingdao sitzen schließlich nicht alle Tage 外国人 wàiguórén Ausländer am Nebentisch. Klar, dass die wàiguórén auch aufs Foto müssen und schnell zückten sie die Handys. Musikgruppen zogen von Tisch zu Tisch und wurden unter großem Jubel von Chinesen angeheuert. Schnell noch die musikalischen Favoriten vereinbart und die Yuan bezahlt und schon ging’s los … Oans, zwoa, gsuffa? So vertraut und doch ganz anders, die Sache mit dem Bier in großen Krügen im fernen Qingdao, 8000 km Luftlinie von München entfernt.